Bitcoins für Griechenland
Mini-Grexit mit virtueller Währung in Griechenland auf dem Vormarsch
Seit mehreren Wochen ist Griechenland vom globalen Zahlungsverkehr abgeschnitten, kämpft mit Problemen und Armut im Land und der Euro wird von einem Großteil der Bevölkerung längst mit Skepsis betrachtet. Während die Politik diskutiert, verhandelt und nach Lösungen sucht, hat sich der Bitcoin als virtuelles Zahlungsmittel in Griechenland etabliert und bei vielen Bürgern als einzige Finanzsicherheit in einem finanzpolitisch gebeutelten Land entwickelt. Beim Bitcoin handelt es sich um eine rein virtuelle Währung, die nicht ganz ohne Risiken kommt. Für Griechenland ist der Bitcoin dennoch eine Chance, was der sprunghafte Anstieg der Beliebtheit der virtuellen Währung, sowie die zahlreichen Neuanmeldungen auf digitalen Märkten zeigen. Janis Varoufakis hatte am 1. April verkündet, dass er bei weiter nicht spurender Troika Bitcoins als Landeswährung einführen würde. Natürlich handelte es sich dabei um einen Aprilscherz, doch das Land horchte auf und begann sich mit der virtuellen Währung zu befassen.
Bitcoins sind unabhängig von globaler und lokaler Finanzpolitik, unterliegen nicht der Inflation und ermöglichen anonyme Zahlungen bei Käufen im Internet. In sogenannten Online-Wechselstuben kann Echtgeld in Bitcoins getauscht werden, wovon die Griechen in 2015 in starkem Maße Gebrauch machten. Der Bitcoin basiert auf rein mathematischen Systemen und bedient sich kryptographischer Algorithmen. Da immer mehr Unternehmen und Online Anbieter die virtuelle Währung nutzen und Zahlungen mit Bitcoins ermöglichen, sind viele Griechen von den Repressalien der Finanzkrise wesentlich weniger betroffen als der Teil der Bevölkerung, der sich alleinig auf das staatliche Geldsystem verlässt und der digitalen Zahlungsmethode skeptisch gegenüber steht.
Der Zusammenhang zwischen Preis und Nachfrage
Seit Griechenland ein hohes Interesse am Bitcoin zeigt, ist der Kaufpreis für die Währung enorm gestiegen. Anders als beim Gold, welches auch eine Alternative wäre, ist beim virtuellen Geld von einem weiteren Anstieg auszugehen, während der Goldkurs aktuell stagniert und sich nur spärlich hinauf und hinab bewegt. In den vergangenen Wochen bewegte sich ein Bitcoin um 215 Euro, nach dem Schuldenstreit am vergangenen Wochenende stieg der Kurs auf 240 Euro an. Kritiker der digitalen Währung sprechen von einer Kapitalflucht und warnen vor den Risiken, dass die Investition in Bitcoins mit einem Totalverlust des Geldes einhergehen könnte. Für die griechische Bevölkerung ist das digitale Geld dennoch eine Chance und aktuell die einzige Möglichkeit, sich den Begrenzungen der Barabhebungen, Bankenschließungen und staatlichen Anordnungen zum täglichen Geldbedarf zu entziehen. Durch die Bankenschließung und Sperrung von Online-Überweisungen ins Ausland kamen viele Griechen zu spät, die ihre Ersparnisse nicht vorab in Bitcoins getauscht und sich am virtuellen Markt registriert hatten.
Wer weiterhin an sein Geld kommt und diese Möglichkeit nutzen kann, ist dem Bitcoin nicht abgeneigt und schafft sich eine Basis, der staatlichen Bevormundung zu umgehen und seine eigene finanzielle Wirtschaft nicht auf die Anordnungen der EU und die Sparpolitik Griechenlands abzustimmen. Im innergriechischen Handel gehören Bitcoins kaum zu den Zahlungsmitteln, die von vielen Händlern und Unternehmen akzeptiert werden. Für den täglichen Bedarf und die Lebenshaltung macht eine Umstellung auf den Bitcoin daher nur wenig Sinn. Im Bezug auf Ersparnisse für den Lebensabend, den Einkauf auf virtueller Ebene oder eine Sicherheit im finanziellen Bereich ist der Bitcoin aber durchaus interessant und hat viele Griechen überzeugt.
Risiken und Vorteile halten sich die Waage, wobei die Angst in der Bevölkerung für weniger Sorge zu Risiken von Bitcoins, als vor der Sorge der finanziellen Abhängigkeit von der Politik sorgt. Für die Wirtschaft ist die Tendenz zum Bitcoin gefährlich, da weniger bares Geld in Umlauf gebracht und versteuert wird. Bitcoins helfen dem griechischen Bürger in Zeiten der Sparpolitik, doch für das Land beinhalten sie ein großes Risiko und sind einer Erholung der Wirtschaft nicht dienlich. Ein zweischneidiges Schwert, welches derzeit für Aufmerksamkeit sorgt.